04.02.2013 um 00:02 Uhr
Geschrieben von gerosimo
Gestatten, Ewald Kowalski. (1)
gerosimo schaut grad SuperBowl. Der hat also keine Zeit. Da es für ihn aber keine Option war, beim Blogpokal nicht abzuliefern, hat er das an mich delegiert, für ihn einen Text zu schreiben. Einen Text über mich.
Wer ich bin?
Gestatten, Ewald Kowalski.
Sie kennen mich nicht? Ach! Entschuldigung. Ich soll ja eine persönlichere Anrede wählen. Du kennst mich nicht? Kein Wunder. Ich melde mich ja quasi nie zu Wort. Aber gerosimo meinte, dass Du Dich für mich interessieren könntest.
Also, wo fange ich an? Am besten am Anfang ...
In den späten 1950er Jahren herrschte in der Bundesrepublik quasi Vollbeschäftigung. Jeder fand einen Job. Überhaupt kein Problem. Ich versuchte mich im Kohlebergbau im Ruhrgebiet, als Hafenarbeiter in Hamburg und am Fließband in der Automobilbranche. Alle diese Jobs hatten Eines gemeinsam - sie waren verdammt anstrengend. Nun ja, ich war eher bequem. Oder um es beim Namen zu nennen ... ich war faul!
1962. Die deutsche Fussballnationalmannschaft war frühzeitig bei der WM in Chile ausgeschieden. Ich glaube, es war im Viertelfinale. Daran kann sich heute kaum noch jemand erinnern. Den Weltmeister kriegen die meisten noch hin, aber den zweiten oder dritten? Ich weiß das. Dritter war Chile, Zweiter die CSSR. Aber ich drifte ab. So unwichtig, wie für die Deutschen der Ausgang der WM war, so wichtig war die Arbeit. In den Bergwerken. In den Häfen. An den Fließbändern. So bekam niemand mit, dass der Deutsche Fussball Bund, kurz DFB genannt, eine Stelle ausschrieb. Eine Stelle, auf die es genau eine Bewerbung gab - nämlich meine.
In meiner ersten Amtshandlung sorgte ich dafür, dass am 28.07.1962 die Einführung der Bundesliga beschlossen wurde. Über Jahrzehnte hatte es zuvor Gerangel auf allen Ebenen von Verbänden und Politik gegeben - aber nun gab es ja mich. Und nun gab es die Bundesliga. Das fanden viele toll. Ich wurde gemocht. Um ehrlich zu sein, nicht überall. So fühlte sich beispielsweise Hannover 96 von mir betrogen, als ihnen die Gründungsmitgliedschaft in der Bundesliga verwehrt wurde. Angeblich hatte ich mich gegen sie verschworen. Aber um das endlich mal richtig zu stellen: das war nicht ich - das war Eintracht Braunschweig.
Schließlich war ich damals auch noch in der Probezeit. Da muss man ja vorsichtig sein. Wie schnell man einen Job los sein kann, wenn man sich beim Faul-sein erwischen lässt, wusste ich ja hinlänglich aus meinen früheren Beschäftigungen. Wie entspannt meine Anstellung sein würde, hatte ich aber nun wirklich nicht geahnt. Denn das nächste Mal wurde ich erst rund ein Jahr später gebraucht - und das bei voller Bezahlung! Jetzt bist Du neidisch!??
Es kommt noch besser! Auf der Negativseite stand lediglich, dass ich am Samstag arbeiten musste. Aber immerhin konnte ich ausschlafen. 17:00 Uhr war Arbeitsbeginn. Etwas stressig war, dass ich an neun Orten gleichzeitig sein musste. Aber nach 45 Minuten machte ich ausgiebige Zigaretten- und Pinkelpause, um dann nochmal 45 Minuten zu schaffen. Am schönsten fand ich es an diesem ersten Tag im Saarland, was aber nicht an den Saarländern lag, sondern an deren Gästen. Unter denen waren Hans Schäfer, Karl-Heinz Thielen und Wolfgang Overath. Die fand ich ja schon gut - aber das Zicklein im Wappen hatte es mir angetan. Das Tierchen gefiel mir direkt. Natürlich mussten die gewinnen! Also beschloss ich, dass die der erste Tabellenführer der Bundesliga sein sollten. Wenn ich "die" sage, dann meine ich hier übrigens die Truppe vom 1. FC Köln. Danach machte ich Feierabend. Und zwar exakt bis zum nächsten Samstag um 17.00 Uhr.
So ging das Woche um Woche. 105 Minuten Arbeit pro Woche bei vollem Lohn. Gut, nur 15 Minuten Pause, was mal grad für 'ne Bratwurst auf die Hand langte, aber ich wollte ja nicht meckern. Da mir der Arbeitsbeginn um 17.00 Uhr nicht ganz so Recht war, habe ich das Ganze zunächst mal eine halbe Stunde vorverlegt - auf 16.30 Uhr. Mir gefiel das! Offenbar hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, so dass bereits drei Wochen später - es war der 6. Spieltag - zu verschiedenen Zeiten die Werksirene dröhnte. Genau betrachtet war es nur eine Trillerpfeife. Aber trotzdem!
Nachdem ich ein paar Mal die Aufmüpfigen verlieren ließ, hatte sich schnell wieder Zucht und Ordnung eingestellt - und es wurde besser denn je! Samstag 15.30 Uhr Anpfiff in neun Stadien gleichzeitig. Was war das schön! Nicht die Spiele. Die waren mir egal. Ich hatte bereits um Viertel nach Fünf Feierabend!
WEITER ZU TEIL 2
Wer ich bin?
Gestatten, Ewald Kowalski.
Sie kennen mich nicht? Ach! Entschuldigung. Ich soll ja eine persönlichere Anrede wählen. Du kennst mich nicht? Kein Wunder. Ich melde mich ja quasi nie zu Wort. Aber gerosimo meinte, dass Du Dich für mich interessieren könntest.
Also, wo fange ich an? Am besten am Anfang ...
In den späten 1950er Jahren herrschte in der Bundesrepublik quasi Vollbeschäftigung. Jeder fand einen Job. Überhaupt kein Problem. Ich versuchte mich im Kohlebergbau im Ruhrgebiet, als Hafenarbeiter in Hamburg und am Fließband in der Automobilbranche. Alle diese Jobs hatten Eines gemeinsam - sie waren verdammt anstrengend. Nun ja, ich war eher bequem. Oder um es beim Namen zu nennen ... ich war faul!
1962. Die deutsche Fussballnationalmannschaft war frühzeitig bei der WM in Chile ausgeschieden. Ich glaube, es war im Viertelfinale. Daran kann sich heute kaum noch jemand erinnern. Den Weltmeister kriegen die meisten noch hin, aber den zweiten oder dritten? Ich weiß das. Dritter war Chile, Zweiter die CSSR. Aber ich drifte ab. So unwichtig, wie für die Deutschen der Ausgang der WM war, so wichtig war die Arbeit. In den Bergwerken. In den Häfen. An den Fließbändern. So bekam niemand mit, dass der Deutsche Fussball Bund, kurz DFB genannt, eine Stelle ausschrieb. Eine Stelle, auf die es genau eine Bewerbung gab - nämlich meine.
In meiner ersten Amtshandlung sorgte ich dafür, dass am 28.07.1962 die Einführung der Bundesliga beschlossen wurde. Über Jahrzehnte hatte es zuvor Gerangel auf allen Ebenen von Verbänden und Politik gegeben - aber nun gab es ja mich. Und nun gab es die Bundesliga. Das fanden viele toll. Ich wurde gemocht. Um ehrlich zu sein, nicht überall. So fühlte sich beispielsweise Hannover 96 von mir betrogen, als ihnen die Gründungsmitgliedschaft in der Bundesliga verwehrt wurde. Angeblich hatte ich mich gegen sie verschworen. Aber um das endlich mal richtig zu stellen: das war nicht ich - das war Eintracht Braunschweig.
Schließlich war ich damals auch noch in der Probezeit. Da muss man ja vorsichtig sein. Wie schnell man einen Job los sein kann, wenn man sich beim Faul-sein erwischen lässt, wusste ich ja hinlänglich aus meinen früheren Beschäftigungen. Wie entspannt meine Anstellung sein würde, hatte ich aber nun wirklich nicht geahnt. Denn das nächste Mal wurde ich erst rund ein Jahr später gebraucht - und das bei voller Bezahlung! Jetzt bist Du neidisch!??
Es kommt noch besser! Auf der Negativseite stand lediglich, dass ich am Samstag arbeiten musste. Aber immerhin konnte ich ausschlafen. 17:00 Uhr war Arbeitsbeginn. Etwas stressig war, dass ich an neun Orten gleichzeitig sein musste. Aber nach 45 Minuten machte ich ausgiebige Zigaretten- und Pinkelpause, um dann nochmal 45 Minuten zu schaffen. Am schönsten fand ich es an diesem ersten Tag im Saarland, was aber nicht an den Saarländern lag, sondern an deren Gästen. Unter denen waren Hans Schäfer, Karl-Heinz Thielen und Wolfgang Overath. Die fand ich ja schon gut - aber das Zicklein im Wappen hatte es mir angetan. Das Tierchen gefiel mir direkt. Natürlich mussten die gewinnen! Also beschloss ich, dass die der erste Tabellenführer der Bundesliga sein sollten. Wenn ich "die" sage, dann meine ich hier übrigens die Truppe vom 1. FC Köln. Danach machte ich Feierabend. Und zwar exakt bis zum nächsten Samstag um 17.00 Uhr.
So ging das Woche um Woche. 105 Minuten Arbeit pro Woche bei vollem Lohn. Gut, nur 15 Minuten Pause, was mal grad für 'ne Bratwurst auf die Hand langte, aber ich wollte ja nicht meckern. Da mir der Arbeitsbeginn um 17.00 Uhr nicht ganz so Recht war, habe ich das Ganze zunächst mal eine halbe Stunde vorverlegt - auf 16.30 Uhr. Mir gefiel das! Offenbar hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, so dass bereits drei Wochen später - es war der 6. Spieltag - zu verschiedenen Zeiten die Werksirene dröhnte. Genau betrachtet war es nur eine Trillerpfeife. Aber trotzdem!
Nachdem ich ein paar Mal die Aufmüpfigen verlieren ließ, hatte sich schnell wieder Zucht und Ordnung eingestellt - und es wurde besser denn je! Samstag 15.30 Uhr Anpfiff in neun Stadien gleichzeitig. Was war das schön! Nicht die Spiele. Die waren mir egal. Ich hatte bereits um Viertel nach Fünf Feierabend!
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Aufrufe: 4255 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 1 | Erstellt:04.02.2013
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KOMMENTARE
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05.02.2013 | 21:19 Uhr
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gerosimo :
Das Verhältnis war noch heute früh noch deutlich anders - aber was soll's ... es gibt diejenigen, die Spaß an dem Blog haben - und diejenigen, die nicht wissen, was sie verpasst haben ... 2
05.02.2013 | 20:35 Uhr
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ausLE :
also 194 zu 204 sind doch keine großen Unterschiede, also spox-technisch Hingegen 635 Aufrufe für die Vorschau vom Chef und ca 200 Aufrufe +- bei den Blöcken! Das finde ich eher befremdlich.
Jedenfalls hast Du ja Glück, daß Du einen Gegner hast. Die anderen haben anscheinend einen Deal mit Ewald
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05.02.2013 | 07:50 Uhr
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gerosimo :
HIER beginnt der Blog ...Es ist schon kurios, dass der zweite Teil mehr Aufrufe hat als der erste. Beide Teile sind recht kurz - in Summe sind es aber eben deutlich mehr als die 7.000 Zeichen, die SPOX als Zeichenbegrenzung vorsieht. Aus diesem Grund musste ich den Text splitten.
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